Direkt zum Seiteninhalt

Wie Naturschutz im Wald gelingen kann. - Wissen

Schriftzug, arboristik.de
Menü überspringen
Menü überspringen
Onlinemagazin für  Arboristik, Baumpflege, Baumschutz - Berichte und Meinungen rund um das Thema Baum und Natur
Menü überspringen
kleines Logo
Menü überspringen
Info anfordern:

Wie Naturschutz im Wald gelingen kann
Leben und Vergehen: natürliche Walddynamik im Nationalpark Hainich
Leben und Vergehen: natürliche Walddynamik im Nationalpark Hainich als Teil des UNESCO-Weltnaturerbes "Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas".
Foto: Laura Demant
(6.6.2019) Naturschutz im Wald steht im Spannungsfeld  verschiedener Schwerpunktsetzungen und Interessenlagen von  Forstwirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Naturschutzorganisationen.  Durch die unterschiedlichen Interessengruppen entsteht in der  Öffentlichkeit oft ein Eindruck von Uneinigkeit hinsichtlich der Ziele  und Maßnahmen im Waldnaturschutz.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Göttingen, der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen sowie der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt haben ein System entwickelt, mit dem Naturschutzziele zueinander in Beziehung gesetzt und verglichen werden können. Die Studie ist in der Fachzeitschrift Nature Conservation erschienen.
 
 
Erstautorin Laura DemantDas Forscherteam erarbeitete ein Bezugssystem, um Naturschutzziele klassifizieren zu können. Es berücksichtigte dabei biotische Schutzgüter wie Gene, Arten, Ökosysteme und Landschaften, abiotische  Schutzgüter wie Boden, Wasser und Klima sowie soziale Schutzgüter wie  zum Beispiel Erholung, Tourismus und Biodiversität gleichwertig. Die  Eignung des Systems wurde anhand von 79 Biodiversitäts- und  Waldnaturschutzkonzepten überprüft. Die Forscher ordneten die  Interessengruppen drei räumlichen Bezugsebenen zu – international,  deutschlandweit und auf Bundeslandebene, um mögliche Diskrepanzen in Bezug auf den räumlichen und institutionellen Transfer von Wissen und Naturschutzzielen zu analysieren.
 
„Es besteht Konsens hinsichtlich der generellen Ausrichtung der Ziele im Waldnaturschutz“, sagt Erstautorin Laura Demant, Doktorandin in der Abteilung Vegetationsanalyse und Phytodiversität der Universität Göttingen  und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt. Die Interessengruppen sind sich einig, dass  der Schutz und der Erhalt vielfältiger und selbsterhaltender Strukturen  in Waldökosystemen eine zentrale Zielsetzung im Waldnaturschutz sein  sollte. Auch der Schutz von Arten, Totholz und Habitatbäumen, die  besondere Lebensräume für andere Lebewesen bieten, werden einhellig als  wichtige Zielsetzungen im Waldnaturschutz anerkannt.

Alte Huteeiche im Urwald Sababurg: früher als Mastbaum bei der Viehhaltung im Wald genutzt, heute ein lebender Habitatbaum, der vielen Arten eine Überlebensmöglichkeit bietet. Foto: Laura Demant
Alte Huteeiche im Urwald Sababurg: früher als Mastbaum bei der Viehhaltung im Wald genutzt, heute ein lebender Habitatbaum, der vielen Arten eine Überlebensmöglichkeit bietet. Foto: Laura Demant
Lebensquelle Totholz: liegendes und durch Pilze sowie andere Mikroorganismen bereits stark zersetztes Totholz in der Kernzone des Nationalparks Hainich. Foto: Laura Demant
Lebensquelle Totholz: liegendes und durch Pilze sowie andere Mikroorganismen bereits stark zersetztes Totholz in der Kernzone des Nationalparks Hainich.
Foto: Laura Demant
„Dennoch gibt es Defizite und Verbesserungsbedarf im Hinblick auf  den Erhalt von abiotischen Schutzgütern, die innerartliche genetische  Vielfalt, den Landschaftsschutz und bei der Berücksichtigung von  sozio-kulturellen Zielen. In diesen Bereichen sollten die  Waldnaturschutzkonzepte ergänzt und harmonisiert werden“, sagt Prof. Dr. Erwin Bergmeier,  Leiter der Abteilung. Die bestehenden Zielkonflikte im Waldnaturschutz  deuten auf mangelnde räumliche und institutionelle Abstimmung zwischen  den Interessengruppen hin, schreiben die Autorinnen und Autoren. „Naturschutzkonzepte  sollten die Belange aller betroffenen Akteure integrieren und diese bei  Entscheidungsfindungen auch berücksichtigen“, fordert Demant, „so kann Naturschutz im Wald Erfolg haben.“
(pug)

Originalveröffentlichung: Laura Demant, Peter Meyer,  Holger Sennhenn-Reulen, Helge Walentowski, Erwin Bergmeier. Seeking  consensus in German forest conservation: An analysis of contemporary  concepts. Nature Conservation (2019), doi.org/10.3897/natureconservation.35.35049
Zurück zum Seiteninhalt