Mulmhöhlen: Krümeliges Zuhause für viele seltene Arten

Blick in eine Baumhöhle mit Mulm. Es handelt sich um eine Höhle am Stamm, die mit Mulm gefüllt ist. Kotpellets von Käferlarven verraten u.a. die Anwesenheit von Osmoderma eremita. Foto: Jakob Jilg, Tree hollow osmoderma, CC BY-SA 4.0
(4.4.2022) Baumhöhlen, ob von Spechten gezimmert oder durch Fäulnisprozesse entstanden, sind wichtige Strukturen in unseren Wäldern. In seltenen Fällen kann aus einer „normalen“ Baumhöhle ein ganz besonderer Lebensraum entstehen: die Mulmhöhle. Dieser spezielle, durch die Aktivität verschiedener, zersetzender Organismen entstandene Höhlentyp ist für viele seltene Arten das überlebenswichtige „Zuhause“. Ein bekanntes Beispiel ist der Eremit (Osmoderma eremita), auch Juchtenkäfer genannt.
Mulmhöhlen zeichnen sich durch ein krümeliges, schnupftabakartiges Lockersubstrat, den sogenannten „Mulm“ aus, der sich über Jahrzehnte aus dem zersetzten Holz der Höhleninnenwand und den Hinterlassenschaften der Höhlenbewohner bildet. Entscheidend für die Entstehung ist dabei der Faktor Zeit, weshalb Mulmhöhlen vor allem für alte und dicke Bäume charakteristisch sind, so Dr. Peter Pröbstle, Leiter der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).
Einmal entstanden sind die Höhlen ein dauerhafter und stabiler Lebensraum, der oft über Jahrzehnte von mehreren Generationen einer Art genutzt wird. In großen Höhlen leben phasenweise sogar mehrere Arten neben- oder besser gesagt übereinander. So kann ein und dieselbe Höhle beispielsweise gleichzeitig von Fledermäusen, Vögeln und verschiedene Insekten bewohnt werden. Jede Höhle ist anders und durch spezifische Eigenschaften gekennzeichnet, weshalb Mulmhöhlen von Arten mit unterschiedlichsten Ansprüchen genutzt werden. Sie gelten daher als sogenannte „Schlüsselstrukturen“ für eine hohe Artenvielfalt.
In dem neu aufgelegten LWF-Merkblatt „Mulmhöhlen – für die Artenvielfalt im Wald“ ↗ werden Forstpraktiker über die Entstehung der Höhlen sowie ihre Besonderheiten und Bewohner informiert. Darüber hinaus wird den Waldbesitzern mit dem Merkblatt ein wichtiges Hilfsmittel an die Hand gegeben, um die wertvollen Strukturen in ihrem Wald zu erkennen, fördern und schützen. Das Merkblatt ist ein Ergebnis eines Kooperationsprojekts der Universität Bayreuth mit der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, das aus Mitteln der Bayerischen Forstverwaltung finanziert wurde.
(LWF)
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